Eine der zehn Mahavidyas (tantrischen Göttinnen)
Dhumavati zerstört die Welt durch Feuer, wenn nur noch der Rauch der Asche bleibt. Sie ist die Göttin der Vergänglichkeit. Hübsch sieht sie nicht aus, wie andere Göttinen, nicht wie Lakshmi, deswegen heißt sie auch manchmal Alakshmi (Nicht-Lakshmi).
Sie verkörpert genau das Gegenteil von der Indoktrination unter viele Frauen und Männer leiden, nämlich eine Norm oder Vorstellung wie der Körper und besonders der weibliche Körper sein sollte. Sie hat hängende Brüste, Zahnlücken, sie ist alt, grau, voller Falten.
Die einzige ohne Ehemann, eine Shakti ohne Shiva. Sie hat ungehäuer Appetit, ob auf Essen, Getränke oder Sex, aber bleibt immer unbefriedigt. Genau sie ist die Göttin des Mangelgedanken: Armut, Verlust, Enttäuschung, Frustration, Elend, Krankheit und Leid.
Die Kraft von Dhumavati liegt in dem Tod. Gewalt auch, besonders die Gewalt der Natur, der niemand und nichts ausweichen kann. Diese tantrische Göttin hat, auf den ersten Blick, alles Schlechte übernommen: Einseimkeit, Traurigkeit, Unsicherheit, Rauheit, Unzugänglichkeit, sie ist schädigend, mürrisch, unzufrieden, indifferent, gequält, spröde, unbeständig, missgünstig, arglistig, angespannt, gierig und zornig – genau so, wie eine Frau nach der Vorstellung des Mannes oder einer ganzen Gesellschaft nicht sein soll.
Dhumavati ist auch der subtile Neid und Konkurren zwischen Frauen, sodass sie ihre Schwesterlichkeit, Zusammenhalt und die magische weibliche Kraft vergessen.
Gerne fängt sie Streit an und sorgt für Missverständnisse. Wie Rauch, bewegt sie sich in den Geisten um die Gehirne nicht auf die gleiche Wellenlänge zu bringen.
Aber warum gibt es Dhumavati überhaupt? Warum macht sie das? Sollte unser spirituelles Leben nicht etwas Schönes sein?
Vielleicht helfen erstmal auf dem spirituellen Weg schöne, positive Bilder voller Farben. Jedoch der echte Weg des Tantra ist nicht schmeichelhaft und da konfrontiert sich man mit den Kräften die nicht jeder aushalten mag.
In den populären Darstellungen wird Dhumavati eher als eine alte, hässliche Frau dargestellt, jedoch ist ihre Essenz die Urmutter. Sie ist die Form der alten Kali. Sie steht hinter allen Göttinen als eine Ahne. Ihr Wissen sammelte sie auf eine nicht unbeschwerte Art und Weise, eher durch Schmerz und Tod. Gnade hat sie nicht wirklich, sie konfrontiert dich ungeschminkt mit der Realität. Und nicht jeder kann die Wahrheit, die sie radikal offenbart, ertragen.
Genauso kann nicht jeder sehen, wo das Glück im Unglück ist.
Dhumavati ist so tief, sie ist die Dunkelheit, die Leere und das Geheimnis hinter der Kreation. Es ist leicht , hunderte von Märchen zu schreiben wie alles entstanden ist, aber was war es davor? Was ist dahinter? Genau das ist Dhumavati – wir wissen nicht was genau und wie, aber der Bewusstseinzustand vor dem Gedanke, vor jeder Vorstellung oder Anhaftung, das ist Dhumavati, der verbleibende Rauch.
Besonders starken Menschen, die schmerzhafte Erfahrungen transzendieren können, schenkt sie Geduld, Durchhaltevermögen, Vergebung und Herzensverbundenheit. Sie können Lehrerlnnen der Menschheit werden.

Dhumavati’s Darstellung in ihrer tatsächlichen oder scheinbaren Unzulänglichkeit, erinnert mich an die erste der „Vier edlen Wahrheiten“ aus dem Dharma: Leiden gehört zum Leben.
Alles Unschöne ist auch Teil des Lebens.
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