Jemand hat mich gefragt, was ist denn dieses Retreat in Kroatien mit Selfempowerment, ist das wie Yoga und Brainwashing mit positivem Denken? Da es noch keine einheitliche Beschreibung oder Erklärung des Begriffes Selfempowerment Yoga gibt, versuche ich in diesem Blogartikel ein Bißchen mehr davon zu erzählen.
Der Begriff Selfempowerment oder Empowerment wird meistens in Verbindung mit Sozialarbeit gebracht, aus den 80-ern in den USA, wo es als Methode für marginalisierte und diskriminierte Gruppen einer Gesellschaft entwickelt wurde. Es geht um die Unterstützung aller Kommunen um ein selbstbestimmtes, gerechtes Leben zu erschaffen wo gegenseitiger Austausch der Hilfe oder Leistungen vorhanden ist, basierend auf Empathie, Ethik und Freiheit, zum Wohle aller. Oft in Verbindung mit anderen Bewegungen wie Antirassismus, Feminismus, politischer Aktivismus allgemein.
Die Idee des „Empowerments“ ist aber viel älter, obwhol nicht direkt so genannt. Der Mensch hat sich immer damit beschäftigt, das Leben besser zu organisieren. Egal ob es das Leben eines Individuums, einer „Community“ oder die ganze Gesellschaft betrifft, es war wichtig das Leben so zu gestalten so dass alle (mehr oder weniger) zufrieden sind und das Beste aus ihrem Leben schöpfen können.
Selbstempowerment heute wird oft mit Coaching aller Art in Verbindung gebracht, mit positivem Denken, Psychologie und Psychotherapie. Das alles stimmt und ist richtig, es ist eine Kombination aus verschiedenen Quellen und Richtungen und kann für alles mögliche benutzt werden. Letzendlich müssen wir immer bei uns selbst anfangen.
Der Sinn des Selfempowerments steht in enger Verbindung mit „schöpfen“ und „Schöpfer“. Das erstere ist ganz interessant, es heisst „nach oben holen“, „herausholen“ mit der Hand (also mit eigenen Kräften) oder z.B. mit einer Kelle (wenn es nicht mit eigenen Kräften geht, dann mit einer Hilfe). Und Schöpfer/in kreiert und bezieht sich auf uns alle, jeder kreiert sein Leben und versucht das beste daraus zu machen. Und hier kommen wir zum Selfempowerment, was in deutscher Sprache als „Selbstbejahung“ oder „Selbstbefähigung“ übersetzt werden kann. Alle vorhandene Kräfte herauszufinden und sie sinnvoll zu nützen.

Yoga ist immer eine Art des Selbstempowerments, bzw. das Ziel des Yoga ist letztendlich ein Leben im Einklang mit den „inneren Einstellungen“, im „Einklang mit dem Universum“.
Selfempowerment Yoga wirkt auf zwei Ebenen. Die erste ist wie ich das nenne: „das allgemeine Empowerment Yoga“. Yoga mit Affirmationen kann auf Sanskrit erfolgen und zwar mit Einbeziehung von Mantren während Asanas. Sonnengruß zum Beispiel ist nicht nur eine Übung zum Aufwärmen. Sie geht viel tiefer und verbindet uns mit der Energie der Sonne. Dieser Stern ist das Leben selbst und dabei kann es nicht nur um eine bloße Übung gehen. Die Mantren die für jeden Abschnitt des Sonnengrußes bestimmt sind, sind Worte der Dankbarkeit, Verneigung zum Leben, Licht, Demut, Aktivität, Nahrung / Nähren, und ganz wichtig: etwas was immer aufs Neue erschaffen wird, genauso wie die Sonne jeden Tag aufgeht. Mit allgemeinen Affirmationen kann sich jeder identifizieren, sie tun gut, sie können aber müssen nicht tiefer in die menschliche Seele eindrigen.

Dieses „immer aufs Neue erschaffen“ ist die zweite Ebene des Selfempowerment Yoga. Das betrifft nur dich, als Individuum mit all deinen Stärken und Schwächen und mit deiner Lebenssituation. Hier ist es ganz wichtig, wie man Affirmationen erstellt und Vorsicht ist geboten. Die Wünsche erfüllen sich! Der Geist ist in der Lage neue Realitäten zu erschaffen, aber du kannst nie im Voraus wissen, wie sich deine Wünsche erfüllen werden, bzw. welche Konsequenzen sie mitbringen (können). Das Unterbewusstsein ist wie ein stumpfer Soldat „ohne Gehirn“, der sich bemüht deine Befehle umzusetzen.
Ich habe vor ungefähr 10 Jahren eine schlechte Erfahrung damit gemacht, mit „positivem Denken“ und „Wünsche erfüllen“. Damals kannte ich mich damit gar nicht aus, bzw. es war für mich irgendwie logisch, wenn ich genug positiv denke, dann „wird das schon“. Das waren aber Affirmationen mit denen ich die Wünsche „nach Außen“ erfüllt habe (ohne es zu wissen, ich war einfach zu naiv), statt wie ich mich selbst „einstelle“. Alle Wünsche haben sich in sehr kurzer Zeit erfüllt und das hat mich verblüfft. Jedoch weiss das Unterbewusstsein nicht, dass „ein toller Mann“ was plötzlich in deinem Leben steht, oder „eine tolle Frau“ die dich liebt wie keine andere vorher, und unzählig viele andere neue Erfahrungen, mit sich auch viele unerwartete Eigenschaften mitbringen und verbergen (können). Also die Wünsche erfüllen sich, aber auch die Nicht-Wünsche, da das Unterbewusstsein auf „wünschen“ konzentriert ist (also eine Handlung die sich von Außen auf dich projiziert) und nicht auf das Wort „sein“, also etwas wie du wirst oder bist und mit dieser Einstellung nach außen strahlst und bestimmte Erfahrungen anziehst.
Andersrum war das eine Lektion, die mich zum Verständnis von Affirmationen geführt hat.
Im Unterbewusstsein sind unsere Lebensmuster gespeichert, die Samskaras (die Eindrücke aus diesem und allen anderen Leben, aber dieses Leben reicht schon). So kannst du dir 1000x sagen: „Ich bin toll“ aber du wirst nicht das werden was oder wie du sein willst, solange Samskara, Blokade oder Muster „ich bin nicht toll“ oder „die anderen sind toller als ich“ nicht ans Licht gebracht hast und integriert hast.

In vielen Methoden geht man davon aus dass man etwas „eliminieren“ oder „beseitigen“ muss, statt integrieren, bzw. das was schon gut ist zu stärken, das was schon vorhanden ist als Ressource zu nehmen. Daher gehen wir im Selbstempowerment Yoga anders dran und formulieren die Affirmation so dass es immer einer konkreten Lebenssituation und geistigem Zustand passt. Das ist ein dynamischer Prozess und keine schnelle Lösung.
Wenn eine Affirmation nicht wirklich tiefe Veränderungen bringt und ein Erleichterungsgefühl, einen Raum fürs Neue und du noch immer „eine Blokade spürst“, dann ist es höchstwahrscheinlich dass deine inneren Saboteuere noch am Werk sind und sogar immer stärker werden, weil du einfach nicht bereit bist. Was auch in Ordnung ist, wenn jemand „noch nicht bereit ist“. Hier kannst du z.B. die Affirmation verwenden: „Ich lasse mir genug Zeit“.
Im Yoga versuchen wir nichts zu unterdrücken! So auch nicht „die inneren Saboteuere“. Deswegen wird, zumindest in meiner Art des Selfempowerment Yoga, die Affirmation nicht so lauten: „Ich bin toll“, sondern „Ich lerne meinen Geist kennen“ oder „Ich nehme meinen Geist und Gedanken mit ernsthaftem Interesse und schaue mir ruhig und entspannt an, was in meinem Geist geschieht“, „Alles, was in meinem Geist und Gedanken aufkommt, ist willkommen wie ein Freund“, „Es ist mein Geist, meine Gedanken. Ich bin gespannt was mein Geist in der Lage ist zu produzieren. Ich schaue entspannt zu“, „Ich tauche in meinen Geist ein und schaue warum (dieser oder jener Gedanke) da ist“, „Ich höre aufmerksam und entspannt was mir eine Information im Geist sagen will“. Die Möglichkeiten und Variationen sind groß.
Irgendwann kommt man zur entscheidenden Affirmation die so aussehen kann:
„Ich entscheide selbst was ich mit meinen Erfahrungen / inneren Sabotueren / Gedanken mache“.
„Ich nehme mir die Zeit die ich brauche.“
Hier kommt es zum entscheidenden Punkt wie es weiter geht – ob man noch daran arbeiten muss oder loslassen kann und eine guttuende, darauffolgende und sinnvolle Affirmation „einpflanzen“ kann. Weiterhin müssen Affirmation mit dir selbst absolut stimmig sein und es muss sich gut und richtig im Körper, Geist und deinem ganzen Wesen anfühlen!
Nur so findet die entscheidende Bewusstseinsverschiebung.
Was für ein herrlicher Beitrag, liebe Tihana! Ich habe ihn sehr genossen. Danke Dir!
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