Teil 1
Das sechste Hauptchakra befindet sich mittig im Gehirn und von da entsteht eine Verbindung zum Raum zwischen den Augenbrauen (Trikuti) sowie zum einen Punkt am Hinterkopf (Bindu genannt, Ort der Mondenergie). Dieses Chakra ist nicht wie die anderen entlang der Wirbelsäule, aber es betrifft unseres zentrales Nervensystem. Es bedeutet nicht dass es wichtiger als die anderen Chakren ist, aber hier geschieht eine Art Steuerung aller Chakren, Energien und Energiekanäle, wenn wir davon ausgehen, dass alles erstmal im Bewusstsein oder im Geist geschieht bevor es in die Materie gelangt.
Im Yoga haben wir 72000 Energiekanäle, drei davon sind die wichtigsten und bekanntesten: Ida, Pingala und Sushumna.
Ida Nadi beginnt im Muladhara Chakra, verläuft links entlang der Wirbelsäule, kreuzt den zentralen Kanal Nadi Sushumna mehrmals, durchströmt Ajna Chakra und endet im linken Nasenloch. Dieser Energiekanal beherrscht die linke Körperhälfte, somit die rechte Gehirnhälfte, die für Intuition, Meditation, künstlerischen Ausdruck und Mondenergie zuständig ist.
Pingala Energiekanal oder Pingala Nadi beginnt ebenfalls im Muladhara Chakra, verläuft aber rechts entlang der Wirbelsäule, durchströmt auch am Ende das Ajna Chakra und endet im rechten Nasenloch. Dieser Energiekanal beherrscht die rechte Körperhälte, somit die linke Gehirnhälfte und ist zuständig für das Rationale, Logische und kraftvolle, dynamische Sonnenenergie. .
Die graue Substanz (im lebenden Zustand rosa, warum wird es nicht rosa Substanz genannt? liegt zentral in der Wirbelsäule und ist der körperliche Counterpart dem energetischen Zentralkanal Sushumna. Ziel des Hatha Yoga ist Ida und Pingala zu harmonisieren und Prana in die Sushumna zu bringen.

Aus dem Sanskrit übersetzt, heißt Ajna „das Befehl“, „die unbegrenzte Macht“ und entspricht der Funktion des Gehirns. Die weiteren Bedeutungen sind: das Nicht-Wissen, ein Zustand des Geistes in dem es kein Vorwissen oder Vorurteile gibt, Auftrag, ordentlicher Zustand, Bestellung. (Nicht umsonst heißen Bestellungen aus dem Universum so.)
Ajna ist auch jemand dem nichts unwissend ist. Es kann aber auch Ignoranz bedeuten. Nach der Aktivierung verschwindet die Ignoranz almählich.
Von hier aus wird alles in unserem wunderbaren Körper reguliert, gesteuert. Die zwei wichtigen Drüsen die das auf der materiellen Ebene repräsentieren, sind die Hypophyse und die Epiphyse (Zirbeldrüse). Hypophyse hat eine übergeordnete Rolle bei der Regulation des ganzen Hormonsystems und hier wird Oxytocin zwischengespeichert und nach Bedarf weitergegeben.
Epiphyse spielt eine Rolle für den Schlaf-Wach-Rhythmus (Serotonin und Melatonin) und in der Yogaszene heißt sie auch „die spirituelle Drüse“.
Beide Drüsen werden auch die „Schicksalsdrüsen“ genannt (die dritte ist die Schilddrüse, aber die gehört zum Vissudhi Chakra), weil sie beim Geburts- und vor einigem beim Sterbevorgang, eine große Rolle spielen (können). Es ist wichtig, wie wir sterben, welche Stimmung dabei herrscht. Wie man auf die Welt gekommen ist, in welchen Umständen, ist ebenso wichtig oder kann für das weitere Leben wichtig sein.Manche Yogis und Yoginis können im Ajna Chakra ihr Prana bewusst halten und den Tod bewusst wahrnehmen. Die „Schicksalsdrüsen“ üben einen großen Einfluss auf die gesamte Entwicklung, Veranlagungen und Verhalten eines Menschen, daher ist die „Pflege“ mit Yoga und Meditation hier wirklich vom Vorteil.

Dass Chakren auch psychoenergetische Zentren des feinstofflichen Körpers genannt werden, ist glaube ich, dem Ajna Chakra zu verdanken. Durch die Arbeit des Ajna Chakra kann man die anderen Chakras gut einsetzen. Es ist der Sitz des freien Willens und die Fähigkeiten die dem Ajna Chakra zugeschrieben werden sind: Gedankenkraft, Vorstellungskraft und Konzentration.
Wir können hier weniger körperlich spüren als bei anderen Chakren, die Erfahrung geschieht auf der geistigen Ebene.
Wenn wir die Augen schließen und uns auf den Raum zwischen den Augenbrauen konzentrieren, können wir manchmal augenblicklich Ruhe verspüren und dieser Ruhe kann sich auf den Körper und Atem verbreiten.
Wir sind durch Konzentration (Dharana) in der Lage zu erkennen, wie unser Geist funktioniert und können den meditativen Zustand (Dhyana) erleben.

Ein wunderbares Instrument ist der Geist!
Es gibt viele Bedeutung des Begriffes Geist, ich meine damit den Verstand und unsere Gedankenwelt. Aber wer oder was erkennt dass der Geist da ist? Oder das man den Geist HAT? Oder IST man/frau der Geist? Ist der Geist nur Verstand?
Wie erkennen wir dass die Gedanken produziert werden?
Wer oder was erkennt das?
Der Geist erkennt das oder ist da noch etwas „hinter dem Geist“ was erkennt dass der Geist erkennt?
Erkennt der Geist sich selbst?
Kann der Geist sich selbst erkennen?
Es ist jedenfalls faszinierend, was der Geist alles produzieren kann: das können sehr hilfreiche Produkte, aber auch total unnütze und kontraproduktive Produkte sein 🙂
Es entstehen täglich unzählige Gedanken, Gedankenketten, Vorstellungen und vor einigem Glauben an DAS was gedacht wird.
Manchmal steigern wir uns in Gefühle und Emotionen, die ein Gedanke hervorruft. Ob das wirklich wahr oder nicht wahr ist, machen wir uns darüber weniger Gedanken:).
Wir lassen uns (oft) von Gedanken steuern, beeinflussen, weil wir an bestimmte Verknüpfungen im Gedankengang GLAUBEN. An einen Gedankenkonstrukt.
Natürlich ist das hilfreich wenn man in einer Gefahrsituation ist, aber müssen wir an alles was in unserem Gehirn geschieht – glauben und es als Wahrheit annehmen? Wer in der Lage ist, dies zu erkennen, der erlangt auch die Kontrolle über den Geist – was auch das Hauptziel des Yoga ist (Raja Yoga). Das zu erkennen bedeutet – Freiheit. Glückseligkeit. Das Bewusst-Sein.

Viele Menschen identifizieren sich mit ihren Gedanken. Mit Geschichten die ihnen der Geist/Verstand erzählt und versucht, als Wahrheit darzustellen. Es ist die Natur des Geistes Gedanken zu produzieren. Das werden wir nie mit Yoga oder einer anderen Technik stoppen können. Das müssen wir auch nicht! Was wir dabei ändern ist das Bewusstsein und unsere Einstellung zu den Gedanken und die Erkenntnis dass wir nicht die Gedanken sind.
In der Natur verändert sich alles ständig, in unserem Körper auch, warum nicht im Geist? Gedanken sind nicht etwas statisches, sie bewegen sich ständig, es ist ein ständiges Kombinieren, Verknüpfen – welches wir konstruktiv benutzen können oder auch destruktiv (vor einigem destruktiv für uns selbst).
Die Erkenntnis, das der Geist/Verstand unser Diener ist und nicht umgekehrt, bringt eine ganz neue Perspektive in unser Leben, es ist eine der wichtigsten Erkenntnisse im Yoga und Meditation überhaupt. Alle Asanas (Yogakörperhaltungen) die wir im Yogastudio machen, sind kein Fitness und Bewegung weil es gesund sein soll. Es ist die Vorbereitung des Körpers für den stabilen Meditationssitz, um Meditation erleben zu können und somit die Selbstverwirklichung.

Ajna Chakra hat für mich hauptsächlich mit der Meditation und Intuition zu tun. Jede Meditation ist immer eine Reise, ein Abenteuer. Es gibt in diesem Bereich so viele Wege, Umwege und Erfahrungen. Alle Meditationstechniken, Yogatechniken sind Werkzeuge, Tools und je mehr wir davon kennenlernen und ausprobieren, werden wir wissen was für uns gut geeignet ist und in welcher Lebenssituation wir ein dieser Werkzeuge einsetzen können. Und die Techniken die für unsere Entwicklung wichtig sind, suchen wir intuitiv aus. Manche brauchen mehr auszuprobieren, manche wissen gleich dass eine Technik für sie ausreichend ist. Alles ist möglich.
Ajna Chakra ist für mich wie ein Bildschirm, Himmel in einer klaren Farbe oder eine Film-Leinwand auf welcher ALLES projiziert werden kann. Es zeigt mir wo ich gerade stehe. Es sind bewegte Bilder und alles ist erlaubt. Hier gibt es nicht richtig oder falsch, nur so wie es ist. Ich nehme wahr, was da ist, auch wenn es mich erschreckt, aber dann nehme ich das auch wahr und so geht die Wahrnehmung weiter, vom Moment zum Moment. Sie führen mich zum Verständnis und letztendlich zur Liebe.Im Ajna Chakra ist ALLES enthalten, deswegen ermöglicht uns die Arbeit mit dieser Chakra die Ganzheit zu erfahren. Über die Dualität zur Ganzheit. Wir erkennen was hinter einem Vor-Urteil ist. Natürlich geschieht das nicht immer und bei jeder Meditation. Alles sind Prozesse.
Ajna ist minimalistisch dargestellt: mit nur zwei Lotusblättern (welche Ida und Pingala sind). Für mich bedeutet das eher intellektuelle Schärfe, Differenzierungsfähigkeit, die wie ein Messer das Wichtige vom Unwichtigen trennt, das Ewige und Vergängliche, das Wirkliche und Unwirkliche. Die Unterscheidungskraft gilt im Jnana Yoga und Raja Yoga als entscheidende spirituelle Fähigkeit. Beobachte deinen Geist und schaue welche Urteile, Vorurteile und Gedanken kommen ohne dich damit zu identifizieren, schon die Wahrnehmung bringt Klärung, ein kleines Licht. Das ist meistens eine lebenslange Praxis.